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Dr. Wolfgang Mazal Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien
Am 8. Jänner 2007 eröffnete Herr Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal die diesjährige Vortragsreihe des zweiten montags und sprach vor einem interessierten Publikum zum Thema „Arbeitswelt und Arbeitsrecht: Veränderung als Aufgabe“.

Prof. Mazal stellte zu Beginn seiner Ausführungen in einer Kritik am status quo der arbeits- und sozialrechtlichen Regelungen in Österreich deren positiven wie negativen Aspekte gegenüber. Dabei zeigte er auf, dass primär als positiv beurteilte Institutionen wie die umfangreichen Schutz- und Sicherungsmaßnahmen, auch oft zu negativen Auswirkungen, vor allem für Außenstehende führen können. Er zeigte anhand verschiedener Beispiele auf, wie zentrale Errungenschaften unseres Arbeits- und Sozialrechts immer kritisch im Zusammenhang mit deren oft nicht erwünschten Folgen beurteilt werden müssen.

Ein kurzer geschichtlicher Ausflug bis zurück in die Antike brachte dem Publikum einen weiteren Kernpunkt des Vortrags näher. Im Zusammenhang mit dem geschichtlichen Abriss wurden vor allem Veränderungen im Produktionsprozess, in den familiären Strukturen sowie auch Veränderungen des persönlichen Denkens aufgezeigt. Als Ergebnis dieser Veränderungen sollten neue rechtliche Regelungen auch das Normensystem den geänderten Umständen anpassen.

Die Herausforderungen an das Arbeitsrecht sieht der Vortragende einerseits in einem faktischen Problem: Die Normunterworfenen sollten das Arbeits- und Sozialrecht sowohl als regulierenden Faktor als auch als Chance akzeptieren. Einige jüngere Errungenschaften müssten von der Gesellschaft auch erst aufgenommen, verstanden und „verdaut“ werden. Nicht zuletzt muss auch jeder in den Arbeitsprozess Involvierte für sich selbst eine Balance zwischen Arbeit und Familie bzw. Arbeit und Freizeit finden. Das Arbeitsrecht kann hiezu nur Ansätze, wie mit Tages- und Wochenhöchstarbeitszeiten oder Ruhezeiten bieten.

Zusammenfassend sah der Vortragende die Herausforderungen an das Arbeitsrecht vor allem darin, die Veränderungen als kulturellen Prozess zu betrachten. Die beiden Maximen Flexibilität und Stabilität müssen ausgeglichen verwirklicht werden. Der in Österreich oft als unangenehm empfundene Wandel, der eine Verringerung der Stabilität nach sich zieht, sollte auch als Möglichkeit zur Veränderung/zur Verbesserung gesehen werden. Wenn es auch keine Alternative zum Sozialstaat gäbe, werden soziale Standards mittel- und langfristig jedoch zurückgenommen werden müssen. Die Verantwortlichen werden für neue arbeits- und sozialrechtliche Lösungen eine Abwägung der Freiheit des Arbeitsgebers gegenüber der Sicherheit für Arbeitnehmer vorzunehmen haben. Unser gemäß dem europäischen Modell künstlich hoch gehaltenes Niveau der sozialen Standards gehöre durchlüftet, um weiterhin die Grundstrukturen erhalten zu können.

Details

Datum:
08.01.2007